Wiedersehen nach 15 Jahren: Alpamare Bad Tölz

  • Im Jahre 1997 war ich im Alpamare Bad Tölz, seitdem wollte ich das Bad mal wieder besuchen. Über den Jahreswechsel hatte ich dann noch kurzfristig die Gelegenheit dazu, einen Kurztrip zu machen. Und so ging es dann ins diesmal relativ schneefreie Oberbayern.


    Die Wellen kamen mir heftiger vor, als ich sie von 1997 noch in Erinnerung hatte. Das Wellenbecken ist jedenfalls eines der stärkeren. Vergleichbar in etwa mit dem in Norderstedt.
    Die Beckenlandschaft ist aber hauptsächlich draußen angesiedelt, hier auch ein Kritikpunkt: Das große Hauptbecken der Thermenlandschaft ist ausschließlich zu Fuß durch den Außenbereich zugänglich. Das ist im Winter eher suboptimal und hat mir auch eine kleine Erkältung eingebracht. Ansonsten sind aber alle Wasserattraktionen vorhanden, außer vielleicht einem Strömungskanal. Da diese Badelandschaft aber primär auf Erholung ausgelegt ist - Toben ist unerwünscht und in eines der Becken dürfen Kinder gar nur in Begleitung ihrer Eltern - ist das aber kein Verlust. Besonders schön ist hier das Baden bei Dunkelheit. Die Beckenbeleuchtung erzeugt Stimmung, als weitere Beleuchtung gibt es künstliche Fackeln (diese wehenden gelben Stofflappen) und ein Baum, der in weiße und pinke Lichterketten gehüllt ist.
    Highlight ist das Jodbecken, ein kleineres, warmes Becken mit stark jodhaltigem Wasser. Das Wasser ist dadurch etwas grünlich-braun. Aber vor allem nach ein paar Rutschpartien tut es gut, hier die müden Glieder auszuruhen.


    Die Surfanlage kostete mittlerweile 4 Euro pro Stunde. Das ist recht viel, gemessen am schon hohen Eintrittspreis, aber wenn man sieht, mit was für Kraft das Wasser da drüber schießt, kann man erahnen, was das für ein Stromfresser sein muss. Da kann ich diese Extragebühr am Ende auch wieder nachvollziehen. Spaß gemacht hat's trotzdem, besonders in Bauchlage. Nach meinem Erleben ist das aber näher an einer Rutsche als an Wellenreiten. Und wenn man den Dreh erstmal raus hat, bekommt man nicht mehr genug.


    Die Rutschen sind allesamt super, und ein weiteres Highlight im Alpamare. Das fängt schon bei der Rutschenhalle an. Die untere Hälfte ist noch in altmodischen braunen und blauen Fliesen gehalten, aber in den höheren Etagen gibt es Holzvertäfelung und auch die Dachkonstruktion besteht aus Holz. Morsche Stellen konnte ich hier nicht entdecken, aber einige Balken sahen sehr neu aus. Hier wurde wohl in der Zwischenzeit ausgebessert. Ich hatte beim Erklimmen der Stufen immer das Gefühl, in einen alten Dachboden zu steigen und dort verloren geglaubte Schätze aus alten Zeiten zu suchen. Und diese Schätze findet man dann in Form von fünf alten und sehr guten Rutschen.
    Der Crazy River namens Alpabob macht den Anfang. Ich würde das Teil eher als eine Mischung aus Lazy- und Crazy River ansehen. Langweilig fand ich ihn nicht, wenn die Rutschgeschwindigkeit auch nicht allzu schnell ist. Die Wasserkanonen im oberen Bereich sind eines der Highlights. Da wäre zuerst die trashige, aber irgendwie passende Konstruktion - es handelt sich hier nicht um die von Erlebnisbecken bekannten Edelstahlanlagen, sondern um Abflussrohre, deren Öffnung man am Ende breit geschmolzen hat. Dann ist der Wasserschwall, der hier heraus kommt, ordentlich kräftig, fast so wie der dritte Wasserfall im Thriller. Hat mir gefallen. Dazu treibt man an den anderen Rutschen vorbei und die ganze Anlage kommt einem vor wie die Fahrt durch einen Heizungskeller. Ob freiwillig oder unfreiwillig, diese Anlage ist ein Crazy River, den es so kein zweites Mal gibt und der einen ganz besonderen Charme hat. Kurz vor Ende kommt dann ein Zwischenbecken mit kreisförmiger Strömung, dort "Wasserkarussell" genannt. Leider stauen sich hier oft mehrere andere Badegäste, aber wenn man einen Moment erwischt, in dem der Abschnitt leer ist, kann man hier praktisch endlos viele Runden drehen. Das Finale ist dann ein echter Knaller - eine recht schnelle Kurve und ein Plumpsauslauf(!) bei dem man garantiert vom Reifen fliegt. Man wird hier förmlich ins Wasser katapultiert.
    Weiter geht es mit den Kamikaze-Rutschen, den Alpa Canyons. Leider gibt es hier keine Schwungstange (wohl mit Absicht), aber mit der richtigen Technik kann man hier trotzdem viel Spaß haben. Zwei nebeneinander liegende identische Bahnen laden zu Wettkämpfen ein, und - entsprechendes Gewicht vorausgesetzt - ist auch ein Abheben auf dem zweiten Sturz möglich. Hier fehlt noch eine Zeitmessung oder wenigstens bei Simultanstart die Anzeige, wer zuerst unten war.
    Die Prunkstücke der alten Rutschen sind aber Cobra Tunnel und Alpa Run. Zwei schöne, alte, heftige Klarer-Bahnen mit vielen Richtungswechseln und garantiertem Umhergeschleuder. Cobra Tunnel ist etwas langsamer, hat dafür aber Lichteffekte und einen Wasserfall. Die Effekte sind dabei nachgerüstet worden und haben ebenfalls schon viele Jahre auf dem Buckel, aber passen gut zur Röhre. Besonders fies: Ein unerwarteter Jump und eine Kurve nach dem Wasserfall, und in einem Bereich, der lediglich durch ein mit 1Hz blitzendes Stroboskop "beleuchtet" wird, kommt ein harter Richtungswechsel. Dazu gibt es noch viele Jumps.
    Alpa Run ist ein Beispiel für Rutschenverläufe, wie wir sie wohl in der heutigen Zeit bei Neubauten nie wieder sehen werden. Der absolute Hammer ist der steile Drop am Anfang, mit darauf folgender harter Links-Rechts-Schikane! Rutscht man auf dem Rücken in Dreipunktlage, schwingt man hier weit nach oben und freut sich über die Seitenblenden. Mit Matte kann man sich überschlagen und mitunter sehr weh tun. Ohne blaue Flecken verlässt man diese Rutsche nicht. Schafft man es aber, nach der Schikane auf der Matte zu bleiben, kommt gleich der zweite Hammer: Man schwingt nach rechts auf, und plötzlich kommt noch ein fast genau so steiler Jump. Diesen nimmt man dann in dieser seitlichen Position! Leider flacht die Bahn gegen Ende etwas ab, es folgt noch ein dritter, aber flacher Jump und danach ein paar Schleuderkurven, bei denen man aber massiv an Fahrt verliert.


    Die beiden Doppelbob-Rutschen, die vom obersten Stockwerk starten, gab es 1997 noch nicht, die waren für mich neu. Gaga ist mit 180m die längere, und hat einige verrückte Effekte zu bieten. Besonders hat mir der offene Halbschalenabschnitt und der Röhrenabschnitt mit den blitzenden Spots gefallen. Die Geschwindigkeit ist recht gemächlich, das ist eher eine Familienrutsche.
    Thriller hingegen fand ich richtig super. Mit 160m etwas kürzer, aber auch ziemlich flott unterwegs. An Lichteffekten gab es lediglich ein paar Thriller-Schriftzüge, ansonsten war die Rutsche komplett dunkel. Dazu spielt in der gesamten Röhre ein Soundloop, das an 70er-Jahre-B-Movie-Horrorschocker erinnert. Völlig orientierungslos durch die harten Richtungswechsel zu sausen, hat was. Zwei beleuchtete und einen unbeleuchteten Wasserfall gibt es auch, der unbeleuchtete ist dabei richtig hart, am Tage konnte ich ihn auch schemenhaft ausmachen - die Wasserstrahlen sehen so aus wie die der Wasserkanonen, die sonst am Beckenrand stehen, und schießen über Kreuz. Ja, das Teil ist verdammt hart und verpasst einem eine Nasenspülung. Aber ich fand es jetzt nicht so schlimm. Und nach ein paarmal rutschen wusste man auch, wann die Stelle kommt, wo man eine "geklatscht kriegt".


    Allesamt Top-Rutschen, besonders für Liebhaber alter Anlagen! Diese Halle sollte ja nicht modernisiert werden, sonst wäre das ganze Flair und der ganze Charme verloren.


    Mein Fazit: Der Wanderpokal für das beste Bad Deutschlands geht nach diesem Wiederbesuch und frischen Erfahrungen zurück ans Alpamare. Klar ist das Alpamare teurer und älter als die Therme Erding. Aber mir gefallen einerseits die Thermalbecken in Bad Tölz besser. In Erding sind die Erlebnisbecken in Therme und Vital-Oase für sich genommen relativ klein, während in Bad Tölz eine riesige Beckenlandschaft unter freiem Himmel mit verschiedenen Thermalwässern und abends stimmungsvoller Beleuchtung vorhanden ist. Dazu gibt es ein Wellenbecken. Und nicht zuletzt die Rutschen sind um ein vielfaches besser. Die Bodyslides sind allesamt relativ heftig und haben kreative Layouts, der Crazy River ist, sagen wir, "speziell", und Gaga und Thriller runden das Angebot als Kapazitätsmaschinen ab. Dazu kommt, dass man zwei der Bodyslides mit Rutschmatten rutschen darf, meines Wissens nach gibt es das in Deutschland nur noch im Alpamare.

  • Ich war auch vor kurzem wieder mal im alpamara und meiner meinung nach schlägt es die therme erding in fast allem, das einzige was zu bemängeln wäre, ist eben der preis. so eine tageskarte ist schon ein teurer spaß und manch einer muss dafür wirklich lange arbeiten... allerdings macht man sowas ja nicht alle tage und alleine wegen den außenbecken lohnt es sich schon, das ist entspannung pur... immer gerne wieder!!! :)

  • Ich war ja so enttäuscht. Der Eintritt ist wirklich gesalzen. Dafür erwartet man wirklich auch etwas außergewöhnliches. Zumal die Webseite natürlich in Hochglanz das Alpamare bewirbt. Vorgefunden haben wir ein in die Jahre gekommenes und aus meiner Sicht hochgradig renovierungsbedürftiges Spaßbad, dass vor 20 Jahren sicherlich Massstäbe gesetzt hat. Entweder muss man im Alpamare etwas an der Anlage tun oder die Eintrittspreise drastisch senken.