VI. Estland
Tervise Paradiis spaa-hotell & veekeskus in Pärnu
In Estlands bekanntester Badestadt hat sich ein Hotel dieses „veekeskus“, also Schwimmbad, zugelegt und bewirbt es als größtes Erlebnisbad Estlands (tatsächlich gibt es noch ein gleich großes, was Beckenfläche und Rutschenanzahl angeht). Seine helle Glasseite ist direkt der Ostsee zugewandt. Hier kamen sogar noch mehr Erinnerungen an das Aquacentrum Šutka auf: Die helle Beckenlandschaft ist verschachtelt auf mehreren Ebenen aufgebaut. Unten befindet sich ein normaler Strömungskanal und ein großer Wasserfall, ganz oben in der hintersten Ecke gibt es sogar eine Poolbar. Die Lieblingsfarbe offenbar Gelb, die Atmosphäre ist hell und freundlich, und der gläserne Rutschenturm ungewöhnlich dick. Allerdings ist dieses Bad eine ganze Nummer größer als Šutka! Dank Sauna, Dampfbad, wirklich großen Whirlpools und dem schönen Blick vom Außenbecken lässt sich hier auch prima entspannen. Auch wenn der Livu-Park in Jurmala größer war und das H2O bei Tallinn mehr unterschiedliche Rutschentypen hatte, hat mir der Aufenthalt hier am besten gefallen.
- Der betonmodellierte Wildbach heißt auch hier „Mountain River“. Er startet kurioserweise aus dem obersten Becken unweit der Poolbar und ist nicht der schnellste, dafür zog mich die Strömung in den zwei Zwischenbecken und am Auslauf richtig kräftig unter Wasser. Durch die Becken kommt man sehr gut durch.
- Die Oval-Reifenrutsche hat ein eher familienfreundliches Tempo, einen dunklen Teil mit Daylight-Effekten und einen White-Hole-Teil mit gleichbleibenden elektrischen Lichtern. Sie startet von einem separaten Treppenaufgang und führt als einzige nach draußen, nur Start und Auslauf liegen drinnen. Wahrscheinlich wurde sie später nachgerüstet, weil sie auf älteren Videos nicht zu sehen ist. Es sind Einzel- und Doppelreifen vorhanden. Mit 100 Metern ist sie die längste des Wasserparks. Wie alle Rutschen hat sie ihren eigenen Flachwasserauslauf.
- Die gelbe Freirutsche auf der ersten Etage des Rutschenturms ist eher kurz und für Kinder gedacht, hat aber auch schon ein flottes Tempo.
- Ganz oben startet eine komplett dunkle Black Hole. Wie alle Körperrutschen im Bad ist auch sie ziemlich fix.
- Daneben verlaufen zwei mehr oder weniger parallele gelbe Frei-/Tunnelrutschen, die sich für Wettrennen benutzen lassen. Sie starten mit einem knackigen Jump. Das Rennen ist nicht völlig fair, denn der Verlauf ist nicht ganz identisch.
- Die rechte hat auch am Schluss einen kräftigen Jump und ist damit die beste des Parks, und mit 93 Metern die zweitlängste.
Spa Hotel Rüütli in Kuressaare, Insel Saaremaa
Ganz zufällig entdeckte ich beim Rausfahren aus der Inselhauptstadt Kuressaare ein Hotel mit Rutsche. Ich fragte an der Rezeption nach, ob man auch als Tagesgast rein kann. Ja, für 16 Euro, gar kein Problem. Auf den ersten Blick etwas viel für das kleine Bad, aber immerhin mit Saunabereich und ohne Zeitlimit.
Was die Sauna angeht, so gibt es neben je einer geschlechtergetrennten Sauna bei den Umkleiden auch einen richtigen, mittelgroßen Saunabereich mit Wasserspendern. Und sogar das Handtuch-Problem versucht das Hotel anzugehen, indem es überall in Schränken kostenlos in kleinen Röllchen aufgestapelte Handtücher anbietet. Knapp über 50 Prozent der Gäste hatten sich so eins untergelegt – für das Baltikum eine sensationell gute Quote! Zugegeben, die Dinger sind kaum größer als Waschlappen, sich anlehnen oder gar liegen kann man damit nicht, und breite Hintern ragen selbst im Sitzen darüber hinaus, aber den Ansatz finde ich erstmal gut.
In den Glasanbau dahinter wurden ein 25-Meter-Becken, ein Blubberbecken, Babybereich und ein ziemlich kleines Spaßbecken für Nichtschwimmer mit Schwalldusche und Wasserpilz reingepackt. Wenn man auf der Insel ist, macht man mit einem Besuch nichts verkehrt, aber für dieses Bad muss man nicht extra rauf.
- Die weiße Frei-/Tunnelrutsche verläuft die ersten Meter offen im Innenbereich und zieht dann draußen zwei übertunnelte Kreise. Macht Spaß, aber eher familienfreundlich.
Haapsalu Veekeskus in Haapsalu
Hier ist zur Abwechslung mal nix mit Hotel, Spa, Aquapark und so weiter – das hier ist ein ganz normales städtisches Hallenbad, aber halt mit Rutsche. Trotzdem ist es dem Hotelbad in Kuressaare nicht unähnlich. Hauptsächlich unterscheidet es sich dadurch, dass es ein wenig günstiger, weniger modern in der Optik und die Halle größer ist. Es gibt nur eine Sauna und ein Dampfbad in einem separaten, weiß gefliesten Durchgangszimmer hinter den Duschen.
- Die rote Frei-/Tunnelrutsche ähnelt auch der in Kuressaare, ist aber etwas flotter, auch wenn der Jump in der Mitte nicht ganz so doll ist, wie er auf den ersten Blick aussieht. Sie durchbricht gleich viermal die Wand: Zwei kurze Bögen verlaufen übertunnelt draußen, Start, Ende und ein längeres Mittelstück dagegen offen in der Halle.
Kalev Spa Hotel & Waterpark
Zu spät entdeckt und nicht mehr geschafft habe ich dieses Hotelbad mit (den Bildern zufolge) längerem Strömungskanal, 25-Meter-Becken, Sprungtürmen bis 10 m und erneut Handtuchröllchen im Saunabereich. Vielleicht ein schöner Auftakt für die nächste Etappe?
Rutschen laut Website:
- the Tube (66,6 m), Reifen-White-Hole?
- Kamikaze (22,5 m), Reifen-Freirutsche mit steilem Schlussjump?
- Crazy Track (62,6 m)
- Sweet Tube (82,0 m)
Atlantis H2O Waterpark in Haabneeme bei Tallinn
Der größte Wasserpark des Ballungsraums Tallinn und eigentlich von ganz Estland (sorry, Pärnu) steht aber ein Stück außerhalb der Stadt. Auch hier gilt: In der Nebensaison genau im Kalender checken, wann überhaupt geöffnet ist!
Hier gibt es zur Abwechslung mal keine elegant geschwungene Glasfassade, sondern eine klobige graue Halle fast ohne Fenster. Falls die Idee dahinter ist, dass die Gäste sich wie unter Wasser fühlen und voll in die Thematisierung eintauchen, funktionierte das zumindest bei mir nicht so richtig – etwas mehr als schwummeriges Licht und ein paar Aufkleber an den Wänden braucht es da schon. So wirkte der Park eher billig und lieblos. Zur Beckenlandschaft gehören ein Wasserspielhaus, ein Lazy River, Whirlpools und ein Wellenball. Der Saunabereich ist deutlich gemütlicher und wirklich groß, besonders in Erinnerung ist mir eine komplett mit Blättern zugeklatschte Löly-Sauna geblieben – wahrscheinlich auch nicht gerade gut fürs Holz, aber sehr wohlriechend. Eigentlich kostet der Bereich einen Aufpreis, aber der Durchgang am Drehkreuz war an dem Tag dauerhaft geöffnet.
Am Ende der Halle liegen die Treppenaufgänge zu den Rutschen.
- größere, aber nicht sehr spannende Breitrutsche, komplett indoor
- grüne Kamikaze, komplett indoor, der erste Jump ist sehr flach
- orange Freirutsche, komplett indoor, wie die meisten Wasserrutschen mit extra Flachwasserauslauf und leider irgendwie billig, lieblos und mit schlecht verarbeiteten Fugen
- gelbe Ovalreifenrutsche mit Daylight-Effekten und kurzer White-Hole-Strecke
- Reifen-White-Hole-Coneslide: Auf der meines Wissens einzige Coneslide im Baltikum rutscht man mit Reifen durch drei Kegel. Die komplette weiße Strecke wird mit mehr oder weniger denselben typischen White-Hole-Lichtern beleuchtet, etwas mehr Abwechslung hätte nicht geschadet, aber besser als nix. Die Abschnitte vor dem Cone sind leider nicht soo steil, erst ganz am Schluss kommt ein richtig kräftiger Drop ins Landebecken – geil, aber wieso erst jetzt? Trotzdem macht das Ding viel Spaß und ist die beste Rutsche des Parks.
- Auf den Plumpstrichter hatte ich mich besonders gefreut, aber er war leider nicht der schnellste und die Nähte verstärkten den Spaß auch nicht gerade. Etwas ungewöhnlich: Die Röhre hat zuerst eine langgezogene Kurve und dann den geraden Drop direkt in den Trichter, was wahrscheinlich an der Form des Gebäudes liegt. Ausgerechnet in der Turboröhre gibt es Daylight-Ringe und maritime Motive – zumindest das Wellenmuster im Trichter ist auch von oben gut zu erkennen. Der Trichter und das Landebecken befinden sich zentral in der Halle. Zur Sicherheit zeigt ein Monitor am Start ein Livevideo vom Trichter.
Insgesamt gibt es in den beiden oberen baltischen Staaten schon ein paar Plätze, die Rutschenfans ansteuern können, wenn sie hier unterwegs sind, wobei ich insbesondere Pärnu empfehlen würde. Aber für eine reine Bädertour eignen sich diese Staaten eher weniger. Wenn doch: Unbedingt zur Haupt-und Freibadsaison fahren und auf die Öffnungszeiten achten! Als ähnliche Alternative zum Livu Akvaparks (ohne seltsame Rutschenschließungen) bieten sich der Vichy Vandens oder Le Bouveret an, und ansonsten sind die größten Wasserparks dann doch vergleichsweise überschaubar. Auch für Entspanner aus Westeuropa dürften die Saunas durch den Mangel an Handtüchern seltsam anmuten.
VII. Russland
In der russischen Exklave um Kaliningrad (zwischen Polen und Litauen) scheint es keine Rutschen zu geben. Ich bin bei der Recherche nur auf Sportbäder und ein seltsames enges Bad in irgendeinem Keller zum Babyschwimmen oder so was gestoßen.
An der russischen Ostseeküste um den Ballungsraum St. Petersburg (zwischen Estland und Finnland) gibt es dagegen den Waterpark Piterlend (nahe am Freizeitpark Divo Ostrov), der unter einer Glaskuppel, die entfernt an Köln erinnert, mehrere Rutschen hat. Auf Bildern sind ein Wasserspielhaus und ein Master Blaster, der durch ein großes hölzernes Schiff führt, erkennbar, das sieht sehr vielversprechend aus.
Aus naheliegenden Gründen habe ich diesen Abschnitt der Ostseeküste aber bis auf Weiteres übersprungen.
Die Fortsetzung geht also beim nächsten Mal durch Finnland.